Das war Heroldstatt!

Ein nicht ganz ernst gemeinter Bericht über „Speläo-Südwest“

Am Wochenende 23. bis 25. Oktober 1998 fand in Heroldstatt- Sontheim (das bei Blaubeuren, wo die Sontheimer Höhle liegt) die Tagung „Speläo- Südwest“ statt, die von fünf Mitgliedern der Arge Rosenstein besucht, oder besser: heimgesucht (zumindest aus der Perspektive von Michaels Parkplatznachbarn, gelle?) wurde.

Nach der fröhlichen und aufgrund diverser Um- und Irrwege etwas verlängerten Anfahrt von Michael, Jürgen, Peter und mir, trafen wir am Freitag Abend um 21 Uhr am Tagungsbüro zum „Check- in“ ein.

Lobend erwähnt werden muß, daß man für die Teilnahmegebühr von DM 20,- eine prall gefüllte Mappe mit Tagungsunterlagen ausgehändigt bekam, die die kompletten Vortragstexte in gedruckter Form und eine Schrift über die Sontheimer Höhle und noch einige andere Goodies enthielt. Das ist doch etwas anderes als damals in Albstadt, wo man nur Prospekte vom Fremdenverkehrsamt in die Hand gedrückt bekam! Die Unterlagen können übrigens von allen interessierten Höfos bei Peter oder mir eingesehen werden.

Nach dem leckeren Abendessen in der Tagungshalle („Jaja, die Sontheimer Höfos- kochen könn’se“) sah die Welt schon wieder erfreulich aus und wir konnten daran gehen, uns unter das Volk zu mischen und mit den Leuten zu tratschen, die wir teilweise seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen hatten. Bis weit nach Mitternacht wurde gebabbelt, die Stände der Ausrüstungshändler besucht und die in Höfokreisen lebenswichtigen Themen erörtert, wie z.B., ob die Fa. Petzl noch ganz sauber ist, die Sperrklinke im „Stop“ nicht mehr aus Metall, sondern aus Plastik zu fertigen, weshalb das UIS- Höfolexikon unbedingt mit Abbildungen angereichert werden sollte, ob der Mac oder der PC der bessere Computer für Höhlenvermesser ist, welche Unterschiede zwischen Geologen und Höfos bestehen (Antwort: Höfos können sich durch Klüfte bewegen, Geologen nicht) oder -ganz wichtig- ob das Heubacher Albfelspilsner besser ist als das Tannenzäpfle. Natürlich wurde der Abend mit fortschreitender Zeitdauer immer feuchter und fröhlicher und es ist für Kenner unschwer zu verstehen, daß das Epizentrum der guten Laune natürlich im Foyer der Halle am Stand von Fritzi und Jörg lag! Allerdings erklangen auch in der Halle bald die ersten „Kampflieder“ und ein Typ flog plötzlich volle Kanne rückwärts zur Tür hinaus und landete vor dem verdutzten Publikum im Foyer auf der Nase, weshalb die dort Anwesenden auf den Schrecken erst nochmal’n Bier aufmachen mußten.

Gegen halb fünf zogen sich dann selbst die als standhaft bekannten Heubacher in ihre Quartiere zurück, Michael und Jürgen ins Autobiwak, Peter und ich hatten keine Lust, unten in der Turnhalle ins „Massengrab“ zu gehen, deshalb wurden im Keller alle Türklinken erprobt, bis wir eine fanden, die in einen unverschlossenen Abstellraum führte, wo zwischen einem Schlagzeug und alten Kindermöbeln das „Privatbiwak“ eingerichtet wurde. Schnarch!

Wegen der völligen Dunkelheit im Keller, kamen Peter und ich am Samstag erst gegen halb zehn wieder auf die Beine und gerade noch rechtzeitig zum Frühstück in die Tagungshalle. Während dort kurz darauf die Vorträge begannen, baute ich im Foyer mit dem Tisch und den Stühlen, die die Sontheimer bereitgestellt hatten, meinen Stand auf, wo ich eigentlich „Compass“ und einige andere Computeranwendungen für Höfos vorführen wollte. Tja, es kam anders und zweitens als man denkt! Auf dem Parkplatz stand an der Stelle, wo wir am Vorabend geparkt hatten, nur noch demonstrativ eine leere Flasche und das Auto samt Michael und Jürgen (was längst nicht so wichtig war) und der EDV- Ausrüstung (sehr wichtig!) war weg! So mußte ich meine Kundschaft erst einmal auf eine ungewisse Zukunft vertrösten. Gegen Mittag kreuzten die zwei Ausreißer wieder auf, die in der Nacht einen kleinen Disput mit dem Besitzer eines VW’s gehabt hatten und sogleich wurde die Computerei aufgebaut, mit klanglicher Untermalung durch Heavy aus dem „Cave Blaster“ (derjenigewelcher auch die Ursache des Zwists gewesen war). Das arme Mädel am Tagungsbüro war sichtlich gefrustet, daß sich ihre Boygroup nicht gegen den satten Sound kunstvoll malträtierter E- Gitarren durchsetzen konnte. Als gute Höfos machten sich Michael und Jürgen bald wieder auf zu karsthydrologischen Untersuchungen in einigen Brauereigasthöfen der Umgebung, so daß dann wieder Friede im Hause herrschte und ich mit meiner Weichware- Demonstration beginnen konnte. Dies beschäftigte mich bis zum Abend, so daß ich an keinem der Vorträge teilnehmen konnte und sogar meine Gruppenvorstellung absagen mußte. Macht ja nix, ich habe die Vorträge gedruckt in den Tagungsunterlagen. Peter schnupperte in einige der recht interessanten Referate hinein und am späten Nachmittag bekam er Verstärkung durch Markus, der sich ins Auditorium des Festvortrags setzte. Wie gesagt, wer von den geneigten Lesern wissen möchte, was in den Vorträgen gesagt wurde, wende sich vertrauensvoll an Peter oder mich, wir haben die Vortragsmanuskripte.

Natürlich wurden die Pausen auch genutzt, um ein paar weitere Dinge zu befachsimpeln und ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Von der recht kurzen letzten Nacht hatten wir ziemlich „den Rost in den Knochen“, so daß es diesmal etwas früher zu Bett gehen sollte. Der Typ von Speleo Innovations, der seinen Verkaufsstand vor unserem „Übernachtungskeller“ aufgebaut hatte, guckte nicht schlecht, als Peter, Markus und ich mit Sack und Pack fröhlich dort Quartier bezogen. Mit der Ruhe wurde es natürlich nichts, denn pünktlich kamen Michael und Jürgen mit dem Cave Blaster und einem ziemlichen Promillepegel zurück und inszenierten im Keller erst noch ein zünftiges Bauerntheater: „Woisch, d’r Schierahof- Hans hod a nuis fuffzehn Kubik Scheißefäßle, des fihrd r mid sei’m Deuz naus auf d’r Acker!“ Und so weiter und so weiter, wir haben jedenfalls gelacht ohne Ende und ich frage mich, wie die zwei diese komödiantische Spitzenleistung noch erbringen konnten, da sie zum aufrechten Stehen schon die Wand ziemlich in Anspruch nehmen mußten. Angetan von der letzten Folge von Al Bundy, machten sich die zwei schließlich auf die Suche nach einer „Nacktbar“ und einem „Puff- Pils“ und verzogen sich. Später erfuhren wir, daß die Suche bereits ein Stockwerk höher am Stand von Fritzi endete. Wie dem auch sei, es kehrte Ruhe ein im Kellergemäuer und gegen ein Uhr morgens schlummerten die Helden tief und fest in Morpheus Armen…

Am nächsten Morgen fuhren Peter, Markus und ich nach Hause, Michael und Jürgen erst am Nachmittag nach einem Akkordeinsatz der Leber. Amen.